Die Festival-Ausgabe der Gesprächsreihe nimmt sich aktuellen queerfeministischen Strategien im Spannungsfeld von Ästhetik und Politik an.
Dabei beschäftigen wir uns mit Fragen der Verletzlichkeit, Emotionalität und Ernsthaftigkeit, die spätestens mit dem Aufkommen der Radical Softness kontrovers diskutiert, künstlerisch wie politisch erprobt und strapaziert werden. Die aktuelle Tendenz zu Softness als Performance-Strategie und als genderqueerer Styling-Trend birgt Widersprüche und wirft Fragen auf: Kann die neue Sanftheit ihrem Anspruch alternativer politischer Prinzipien der Fürsorge gerecht werden und ihre Absage an geschlechtliche Dualismen verwirklichen? Oder ist sie längst neoliberalen Verwertungslogiken unterworfen, die ihrem kritischen Potenzial entgegenlaufen? Was sind die Bedingungen dafür, sich der Härte gegenwärtiger sexistischer und neo-faschistischer Tendenzen so sanft wie entschlossen entgegenzustellen?
GÄSTE
NADIAH RIEBENSAHM studiert den Masterstudiengang Inszenierung der Künste und der Medien in Hildesheim. In künstlerischer wie akademischer Arbeit setzt sich Riebensahm literarisch und theatral mit Themen der Postcolonialstudies auseinander. Wiederkehrende Motive dieser Arbeiten sind Safe-Spaces, BIPoC Empowerment und Fragen der Intersektionalität an queere Diskurse. Von 2016 bis 2019 arbeitete Riebensahm in dem Kollektiv TEAM SOFT. In zwei Performances unternahm das junge Kollektiv den Versuch ausgehend von Freund*innenschaften rassismuskritische Diskurse mit sich und dem Publikum zu verhandeln.
JULE GOVRIN ist Philosophin, ihre Forschung situiert sich an der Schnittstelle von Politischer Theorie, Sozialphilosophie und Ästhetik. Sie hat an der FU Berlin über die Theoriegeschichte von Begehren und Ökonomie promoviert und am Institut für Queer Theory gearbeitet. Im Zuge ihrer sozialphilosophische Forschung zum Verhältnis von Affektivivität und Politik befasst sie sich besonders mit dem Konzept der Verwundbarkeit als neuem philosophischem und politischem Narrativ. Sie ist Autorin von Sex, Gott und Kapital. Houellebecqs Unterwerfung zwischen neoreaktionärer Rhetorik und postsäkularen Politiken (2016) und neben ihrer akademischen Arbeit journalistisch tätig, zum Beispiel als Gastautorin bei 10 nach 8.