Im Rahmen des Sophiensæle-Residenzprogramms New Techniques laden wir zu einem dritten Online-Showing ein: Am 23. November werden Angela Alves und Perel in einem Gespräch mit dem Tanzdramaturgen Mateusz Szymanówka Einblick in ihre künstlerische Forschung Embodiment of Passion zum Thema „Lustvolle Verkörperungen“ geben.
Wie können wir krank arbeiten und dabei gesund bleiben? Für chronisch kranke Menschen steht diese Frage im Zentrum ihres Denkens, Fühlens und Handelns. Selbstfürsorge ist für Angela Alves deshalb der Ausgangspunkt für die Re-Organisation von Tanz und künstlerischer Praxis. Während der Residenz beschäftigte sie sich mit Selbstfürsorgestrategien, die das menschliche Nervensystem beruhigen, schützen oder positiv anregen, und suchte nach Übertragungen in den Tanz (crip technique).
Inspiriert vom Lust-Prinzip neuronaler Aktivität entwickelte sie eine nervenschonende Bewegungspraxis, die sie zusammen mit dem*der Künstler*in Perel ausprobierte und reflektierte. Inwiefern lustvolle Verkörperungen im Tanz mit Imagination, Visualisierung und Identifikation zu tun haben, erforschte Alves ebenfalls gemeinsam mit Perel, der*die seine*ihre Expertise zur Skinner Releasing Technique in die Recherche einbringt, sowie mit Myriam Lucas, Laura Lulika, Ania Nowak und Sabine Schadow, die sich aus politischer und somatischer Perspektive mit dem Thema beschäftigen.
Mit dem Residenzprogramm NEW TECHNIQUES wollen die Sophiensæle Tanzschaffende unterstützen, die bisher noch nicht von einer strukturellen Förderung profitiert haben. Bis Ende 2021 wird pro Halbjahr ein*e Choreograf*in mit künstlerischem Team für einen Monat an der Residenz teilnehmen. Im November/Dezember 2020 erforschten Rodrigo Garcia Alves und Liz Rosenfeld Fragen des Sterbens und der Queer Care, im März 2021 setzte sich T. Will mit dem Zusammenhang von Race, Gender und Melancholie auseinander. Die Sophiensæle sind eines von neun Berliner Produktionshäusern, die am Pilotprojekt Residenzförderung Tanz der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa teilnehmen.
ANGELA ALVES nimmt im Sommer 2022 ihre ersten lang ersehnten Tennisstunden. Sie studierte Tanz an der ArtEZ School of Dance in den Niederlanden und Tanzwissenschaft an der FU Berlin. Sie lebt und arbeitet als freie Choreografin in Berlin und ist Mitglied bei Backbone Berlin. In ihrer künstlerischen Arbeit verhandelt sie Wahrnehmungen und Konstruktionen von „gesunden“ und „kranken“ Körpern und interessiert sich für das subversive Potential dazwischen. Ihre Praxis fokussiert politische Dimensionen des unverfügbaren Körpers und untersucht dessen transformative Potenz anhand von Access-, Selbstermächtigungs- und Selbstfürsorgestrategien in klassistisch und ableistisch vorstrukturierten Räumen. Alves ist Mitbegründerin von TURN. Neue Bewegung für Multiple Sklerose e.V. und IHMAR. Institute for Medical & Health Humanities and Artistic Research.