Imaginierter Alltag, reale Oper. Ingolf ist zunächst Ingolf Haedicke, 72, ehemaliger Leiter der Phonothek des Musikwissenschaftlichen Instituts der Humboldt-Universität zu Berlin, ehemaliger Mitarbeiter des DDR-Rundfunks und passionierter Hobby-Bastler.
Die Kamera begleitet Ingolf einen Tag lang vom Aufstehen bis zum Einschlafen. Immer wieder skizziert er dabei seine ganz persönliche Oper – beim Basteln, bei Gesprächen mit ehemaligen Student_innen, in seiner Stammkneipe. Und während er über sie spricht, aus Chladni-Platten Bühnenmodelle entwirft und mit selbstgebauten Theremins seine Musik probt, wird die Szenerie des Films selbst Musiktheater, wird seine Wohnung zur Bühne, die Klänge darin zu Musik, sein Tagesablauf zur Handlung.
Statt Ingolfs Opern-Ideen auf die Bühne zu bringen, geben Kötter + Seidl seiner realen Berliner Wohnung ihr täuschend echtes Theater-Double. Die Kantine der Sophiensæle, nur wenige hundert Meter vom Originaldrehort entfernt, wird für die Besucher_innen für vier Tage zur temporären Wohnstätte. Das Wohnungs-Double ist voll funktionsfähig: Wasser- und Stromanschluss, Vorräte im Kühlschrank, ein Fernsehgerät, Instrumente, Herdplatten und ein Plattenspieler. Es ist eine temporäre Theater-Wohngemeinschaft für bis zu sechs Personen.
In einer eigenwilligen Kombination von Dokumentarfilm, Installation, Performance und realer Wohngemeinschaft verschiebt Ingolf die Grenzen von Fiktion und Dokumentation, von Alltag und Oper.
Der Film dauert 60 Minuten, die Aufenthaltsdauer in der Wohnung ist frei wählbar. Um Wartezeiten zu vermeiden, empfiehlt sich eine Vorbestellung. Durchgehender Einlass bis 21.30 Uhr.
Das Gastspiel des Musiktheater im Revier Gelsenkirchen (MiR) ist eine gemeinsame Produktion des MiR und des Fonds Experimentelles Musiktheater.