Berlin ist weit weg vom Meer; gefühlt, unglaublich weit weg. Vielleicht ist die Sehnsucht deshalb so groß. Die Sehnsucht nach Sonne, Strand und sommerlicher Unbeschwertheit. Deshalb zog es uns schon immer nach Rimini, an die Costa del Sol und nach Ibiza.
Dabei waren Strandresorts immer Produkt dieser Sehnsucht und so real wie Hollywoodfilme: Die unerreichbare Fiktion ist Teil ihrer Anziehungskraft. Vielleicht wurden die Strandbars in Berlin deshalb zu solch einem großen Erfolg. Sie vermögen eine Sehnsucht zu inszenieren, wie es sonst nur in Film und Theater gelingt. Eine Tonne Sand, Liegestühle und drei Aschenbecher schaffen am Alexanderplatz die Illusion von Mallorca. Gleichzeitig wird unerfüllbare Sehnsucht spätestens nach zwei Wochen Strandurlaub zur unerträglichen Langeweile. Ist nicht der Streit um die schönsten Liegeplätze spannender als das Meer selbst? Am Ende des Urlaubs erkunden Rentner die Versorgungsgänge der Clubresorts, inspizieren gelangweilte Urlauber den Poolfilter. Insgeheim war die Animateurin schon immer interessanter als ihr Bühnenprogramm.
Berlin del Mar, der erste Berliner Ferienclub ist inspiriert von J. G. Ballards Roman ?Cocaine Nights?, eine messerscharfe Studie einer im Niedergang begriffenen Gesellschaft, die, gelangweilt von sich und ihrem durch Sicherheitszäune und Wachpersonal geschützten Alltag, nach stetig neuen Attraktionen, Herausforderungen und Sensationen verlangt und dabei ihre eigenen Untiefen auslotet.
In Berlin del Mar werden Parallelen gezogen vom Status Quo einer städteplanerisch erschöpften Berliner Mitte zur tödlichen Langeweile und Gleichgültigkeit, die sich in Ballards Roman über die perfekte und einfach zu konsumierende Ferienwelt der Urlaubsresorts der spanischen Mittelmeerküste gelegt haben wie eine Überdosis Valium.
Berlin liegt am Meer! Die erste Post-Strandbar klappt den Tresen auf. In der Kulisse eines Ferienclubresorts inszeniert das Performance- und Theaterfestival Berlin del Mar die Faszination und Sehnsuchtskraft der Strandresorts und Beachbars und den Blick hinter die Fiktion der künstlichen Ferienwelten.
Berliner KünstlerInnen entwickeln Theater, Performances und Interaktionen für diesen ersten Ferienclub in Mitte. In Diskussionsrunden fragen wir ExpertInnen und Kulturakteure zu ihren Visionen für Berlins urbane Mitte: Creative City oder touristischer Hyperraum?
?Someone shits in your pool, ransacks your bedroom and plays around with your wife?s underwear,? ....?Now rage and anger aren?t enough. You?re forced to rethink yourself on every level, like a primitive man confronting a hostile universe behind every tree and rock. You?re aware of time, chance, the resources of your own imagination ...?
(?Cocaine Nights? von J.G. Ballard)
Programm 01. Juli 2011
16-18 Uhr
Happy Hour
Ab 16 Uhr
Café und Bar
17-19 Uhr
Beatrice Fleischlin LEZ HOMMES ? Ein Escort-Service Gelände
Monster Truck More risk, more fun! Bar, Gelände
Turbo Pascal Innen Drin Hotelzimmer
17 Uhr
Johannes Müller Why not have it all? Strand, Bühne
18 Uhr
Diskussionsrunde mit ExpertInnen und Kulturakteuren Creative City Berlin oder touristischer Hyperraum? ? Teil 2 Dachterrasse
Mit VertreterInnen der Ideenguerilla Spreetraum, Angelika Drescher (Architektin, diezusammenarbeiter.de), Herr Rensen (Betreiber des Münzsalons, angefragt) und anderen
Moderation: Bertram Keller (Redaktion polar)
18:45 Uhr
Müller-Klug/Ehlers/Tecklenburg Sei Meer! ? Grußworte große Bühne
19:30 Uhr
Das Helmi Marco - Ein ganz normaler Junge - Warten auf Gerechtigkeit große Bühne
21 Uhr
Gintersdorfer/Klaßen Tuer pour Tuer ? Concrete Dance große Bühne
Ab 22 Uhr
Maiden Monsters Permission to Rock! The Great Wild Western Country Hits. LAS GRINGAS Souvenirshop
Programmheft zum Download:
www.sophiensaele.com/downloads/PHBerlindelMarK.pdf