Brüche und Kontinuitäten – Sophiensæle | Freies Theater in Berlin

Im Rahmen des zweiteiligen Projekts Brüche und Kontinuitäten widmen sich die Sophiensæle der Historie des eigenen Hauses. Geschichte und Erinnerungskultur als geteilte Verantwortung zu verstehen, steht dabei im Vordergrund dieses Projekts.

Gemeinsam mit Künstler*innen, Historiker*innen und zivilgesellschaftlichen Initiativen wird die vielfältige Geschichte des Hauses beleuchtet – als Ort handwerklicher Bildung, jiddischen Theaters, politischer Organisation von Arbeiter*innen, NS-Zwangsarbeit und weniger beleuchteten Perspektiven wie der Crip-History.

Drei künstlerische Recherchen widmen sich in diesem Projekt drei verschiedenen Abschnitten der Geschichte des Handwerkervereinshauses, in dem sich die Sophiensæle heute befinden. Sie gehen dabei historischen Spuren nach, mit Fokus auf jiddisches Theater in den 1910er-Jahren, Bodymind-Politiken & Crip History während der Weimarer Republik sowie NS-Zwangsarbeit in den Sophiensælen in den 1940er-Jahren.

Nach einer im September veranstalteten Werkstatt mit Expert*innen aus der aktivistischen und institutionellen Erinnerungs- und Gedenkarbeit, laden wir nun zum Abschluss von Brüche und Kontinuitäten zu den Endpräsentationen der Recherchen ein. Sie eröffnen Einblicke in die Geschichte des Hauses und dessen Nutzung und laden zur Auseinander-setzung mit Fragen von Erinnerungskultur und historischer Aufarbeitung ein.

Folgende Recherchen werden präsentiert:

Lotta Beckers und Noam Noam Brusilovsky:
Brüche und Kontinuitäten. Jiddisches Theater in den Sophiensälen.
Mit einem musikalischen Beitrag von Mazy Mazeltov aka Shlomi Moto Wagner

Steven Solbrig:
[ˈhiər] Bodymind-Politiken & Crip History in und um die Sophiensæle während der Weimarer Republik
Mit einem Künstlerischen Beitrag von Ren Loren Britton Refracting Multiply: Trans*Crip Futuring: In Rens impulsiven Artikulationen von trans*crip-Zukunftsvisionen werden diese klanglich zum Ausdruck gebracht, projiziert und im Raum gebrochen, wodurch Raum für uns in der Gegenwart und Zukunft geschaffen wird. Der Beitrag ist online hier zugänglich.

Vanessa Amoah Opoku und Lisa Schank:
Risse als Portale. NS-Zwangsarbeit in den Sophiensælen.

Abendzettel

Die Lecture Performance [ˈhiər] Bodymind-Politiken & Crip History in und um die Sophiensæle während der Weimarer Republik verwendet Soundeinspieler, die menschenfeindliche, klassistische, (antimuslimisch) rassistische, misogyne, queerfeindliche und ableistische/ sozaildarwinistische Inhalte und Sprache reproduzieren.

Dauer

  • ca. 4 Stunden mit mehreren Pausen

Sprache

  • Deutsche Lautsprache. Teilweise englische Lautsprache mit deutscher Übersetzung
  • Jiddische Liedtexte

Audiodeskription

  • Die Veranstaltung ist zugänglich für blindes und sehbehindertes Publikum.
  • Es gibt ein taktiles Leitsystem.
  • Die vorangehende Tastführung/ Orientierung im Raum findet um 14:30 Uhr Uhr statt. Der Treffpunkt für die Tastführungen ist vor der Abendkasse im Hof.
  • Bei Bedarf bieten wir vor den Tastführungen einen Abholservice für blinde und sehbehinderte Personen von den nahegelegenen S- und Tram-Stationen an. Diese sind S-Bahn Hackescher Markt, die U-Bahn Weinmeisterstraße oder die Tramstation Weinmeisterstraße/Gipsstraße. Um den Abholservice in Anspruch zu nehmen, kontaktieren Sie uns bitte innerhalb unserer Geschäftszeiten (Montag bis Freitag zwischen 10 und 18 Uhr) unter 030 27 89 00 35 oder barrierefreiheit@sophiensaele.com.
  • Mehr Informationen zu Audiodeskriptionen und Abholservice an den Sophiensaelen finden Sie hier.

Licht

  • Das Licht im Saal ist die meiste Zeit hell genug, um sich im Saal zurecht zu finden.
  • Es gibt keine aprupten Lichtwechsel

Sound

  • An manchen Stellen wird durch ein Mikofon verstärkt gesprochen.
  • Es gibt Soundeinspieler sowie einen musikalischen Live-Beitrag mit Ukulele.

Sonstiges

  • Es gibt Ansprechpersonen für Barrierefreiheitsbedarfe vor Ort.
  • Es gibt Getränke und Snacks.

Raum

  • Es gibt Stühle mit Lehne, Sitzsäcke und ein Podest mit Sitzkissen
  • Zwei Rollstuhlplätze buchbar nach Verfügbarkeit

Relaxed Performance

  • Die Veranstaltung ist ein Relaxed Event
  • Hinten im Raum befindet sich ein Rückzugort. Dort werden Sitzsäcke, Decken, Matratzen, Kissen, Kopfhörer und stimming toys zur Verfügung gestellt.

Early Boarding

  • Es wird ein Soft arrival geben. Alle Teilnehmenden können entspannt ankommen und sich im Raum orientieren, bevor die Veranstaltung startet.

 

Künstlerische Recherchen: Lotta Beckers, Noam Brusilovsky, Lisa Schank, Vanessa Amoah Opoku, Steven Solbrig
Musikalischer Beitrag: Mazy Mazeltov aka Shlomi Moto Wagner
Künstlerischer Beitrag: Ren Loren Britton
Access-Dramaturgie: Leo Naomi Baur
Beratung Dramaturgien für blindes und sehbehindertes Publikum: Annika Jakobs
Projektleitung: Elias Capelle, Stefanie Hauser

Ein Projekt der Sophiensæle. Gefördert von der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt. Medienpartner: Missy MagazineSiegessäuletaz.

Leo Naomi Baur (they/them) arbeitet in Berlin als Choreograf*in, Videokünstler*in und Access-Dramaturg*in. Baur ist trans* nicht binär und chronisch krank. Anfangs ohne formelle Ausbildung, wirkte Baur seit 2017 in zahlreichen Produktionen und künstlerischen Forschungsprojekten. Inzwischen absolvierte they den M.A. Performing Public Space an der FONTYS (Tilburg, NL) sowie den M.A. Choreografie am HZT Berlin. They ist Mitbegründer*in des Netzwerks für Tanz und Aktivismus Urgent Bodies. Künstlerisch forscht Baur im Bereich der Aesthetics of Access mit Schwerpunkt auf Relaxed Performance und Zugang für chronisch krankes bzw. von chronischen Schmerzen betroffenes Publikum. Politisch setzt sich Baur für mehr psychische, körperliche und soziale Nachhaltigkeit in Produktionsstrukturen ein. Bis März 2025 war Baur Co-Projektleitung von Making a Difference und ist derzeit freiberufliche*r Mitarbeitende*r im Team der Einstein Profil Professur von Claire Cunningham am HZT Berlin.

Lisa Schank ist Historikerin und Geschichtsvermittlerin mit einem Schwerpunkt auf der Geschichte des Nationalsozialismus. Sie war unter anderem für die Gedenkstätte Buchenwald und das Dokumentationszentrum  NS-Zwangsarbeit tätig. Zu ihren Projekten gehören die Erstellung eines digitalen Bildungsportals zur NS-Zwangsarbeit, die Erarbeitung einer Ausstellung zur NS-Zwangsarbeit in Villingen-Schwenningen sowie Bildungsmaterialien, Texte und Lektorate für verschiedene Institutionen. Schank interessiert sich für die zeitgemäße Vermittlung der Geschichte des Nationalsozialismus und die Frage, wie Verbindungslinien zwischen dem NS und anderen Zeitschichten differenziert erforscht und gegenwartsrelevant sichtbar gemacht werden können.

Lotta Paula Mathilda Beckers (sie/they) lebt in Berlin und arbeitet als Dramaturgin und Künstlerin. Sie studierte Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen, Choreografie und Tanz in Kopenhagen sowie Europäische Medienwissenschaft in Potsdam. Zurzeit ist sie Teil der Klasse für performative Künste an der HGB Leipzig. Als Dramaturgin und Co-Autorin verbindet sie eine langjährige Zusammenarbeit mit dem Theaterregisseur Noam Brusilovsky, mit dem sie dokumentarische Stücke entwickelt, die Machtstrukturen hinterfragen und das Unmögliche im Theater thematisieren. Zudem kollaboriert sie regelmäßig als Dramaturgin und Performerin mit der Choreografin Deva Schubert. Beckers‘ eigene künstlerische Forschung dreht sich um die Verstrickungen von Begehren und Macht. Sie interessiert sich für die Oszillation zwischen dem Dokumentarischen und dem Poetischen, dem Intimen und dem Öffentlichen und für das Historische im Persönlichen.

Noam Brusilovsky wurde 1989 in Israel geboren. Nach dem Besuch der Thelma Yellin High School of the Arts zog er 2012 nach Berlin und studierte Theaterregie an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch. Bereits während seines Studiums inszenierte er erste Hörspiele für den Deutschlandfunk und den SWR. Für seine Produktion Broken German erhielt er 2017 den Deutschen Hörspielpreis der ARD. Im selben Jahr schloss er sein Studium mit der autobiografischen Solo-Performance Orchiektomie rechts ab. Seitdem realisierte Brusilovsky zahlreiche Hörspiele für den SWR, den Deutschlandfunk, den rbb und den WDR und inszenierte in den Sophiensælen, am Münchner Residenztheater, Münchner Volkstheater, Schauspiel Stuttgart, Konzerttheater Bern, Stadttheater Klagenfurt. Seine Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Nestroypreis, dem Deutschen Hörspielpreis der ARD, dem Hörspielpreis der Kriegsblinden und dem Prix Italia.

Steven Solbrig (*1984 in der DDR, Pronomen -/alle) studierte Kulturwissenschaft und ästhetische Praxis an der Universität Hildesheim. Derzeit arbeitet Solbrig an der Schnittstelle von Kunst, Kultur und Wissenschaft. Solbrig entwickelt u.a. Lecture Performances (Cripping Home), fotografische Serien (Unmatched Touch), organisiert gemeinsam mit Anderen Fachtagungen (Stating the Aesthetics of Access) und transdisziplinäre Arbeiten wie Soon We Will Be Legends?. In diesem Jahr erschien ein wissenschaftlich-literarischer Essay zur Körperpolitik der DDR und zu Disability Arts/Culture in Ostdeutschland.

Vanessa Amoah Opoku ist eine deutsch-ghanaische interdisziplinäre Künstlerin, die Geschichte, Digitalität und marginalisierte Narrative durch gemischte Realitäten erforscht. Sie nutzt Kunst, Wissenschaft und Technologie, um konventionelle Vorstellungen von Innovation und Zukunftsvisionen zu hinterfragen. Zu ihren wichtigsten künstlerischen Mitteln gehören 3D-Scans, Video, Skulptur, Performance und Sound. Opoku hatte Einzelausstellungen im EIGEN+ART Lab in Berlin, Synnika Frankfurt a. M. und HBS Research Centre of the Times Museum Guangzhou. Sie hat in Institutionen wie dem Belvedere 21 Wien, Deichtorhallen Hamburg, Fotomuseum Winterthur und Staatstheater Nürnberg ausgestellt. Kürzlich wurde sie für den S+T+ARTS Preis 2025 der Europäischen Kommission und Ars Electronica nominiert. Neben ihrer künstlerischen Praxis unterrichtet Opoku u.a. an der HGK Basel FHNW, Institute Experimental Design and Media Cultures (IXDM). Sie lebt und arbeitet in Berlin und Basel.

Ren Loren Britton ist ein*e trans*disziplinäre*r Künstler*in und Designerin, deren Praxis mit Transfeminismus, Technowissenschaften, radikaler Pädagogik und Disability Justice in Resonanz steht. Transfeministische Technowissenschaft knüpft bei Ren an die lange Bewegung des Cyberfeminismus an und rückt trans*, im Sinne von transgender, sowie trans*, im Sinne eines kontextübergreifenden feministischen Denkens, in den Mittelpunkt. Ren interessiert sich dafür, wie soziotechnische Systeme und Medien Leben zugänglich und lustvoll machen können.
Ausgehend von der Erkenntnis, dass wir in einer ableistischen, durch weiße Dominanz strukturierten Welt leben und gerechte Perspektiven daher ein tiefgreifendes Umdenken verlangen, geht Ren davon aus, dass wir die Frage, wer wo hineinpasst – in allen Räumen, auf allen Ebenen, mit welcher Reibung (oder ohne) und warum –, neu stellen müssen. Diese Überlegungen führen zur Auseinandersetzung mit Disability Justice, die alle nicht-normativen Körper und Geister wertschätzt und stärkt.
Ren hat einen Master of Fine Arts der Yale University School of Art sowie einen Bachelor of Arts und einen Bachelor of Fine Arts des Purchase College. Residenzen waren u. a. bei Sonic Acts, Künstler:innenhaus Büchsenhausen, MedienWerk NRW, Het Nieuwe Instituut, Sandberg Instituut, Rupert, Haus der Kulturen der Welt und im Vilém-Flusser-Residency-Programm. Künstlerische Arbeiten wurden u. a. bei Sonic Acts, MU Hybrid Art House, MACBA, Transmediale, HKW, Martin-Gropius-Bau, Schloss Solitude, Constant, ALT_CPH Biennale, der Yale School of Art, Kunsthalle Osnabrück, Het Nieuwe Instituut, Varia und Rupert gezeigt.
www.lorenbritton.com

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© Mayra Wallraff

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