Kammerflimmer Kollektief: Wildling – Sophiensæle | Freies Theater in Berlin
Kammerflimmer Kollektief:
Wildling
Wildling
?Heike Aumüller sitzt auf dem Boden, musizierend, singend, in einem Englisch, das sich nur den Hörenden erschließen kann, denn die Sehenden, die also, die Musik sehen wollen, sehen nichts. Und fühlen nichts. Johannes Frisch steigt in den Standbass, wie es so nur Kate Bush getan hat, doch hat Kate Bush nicht gespielt, Frisch aber spielt und windet sich dabei ums Instrument herum, 1:0 für den in Ehren ergrauten Jazzer. Thomas Weber wiederum sitzt, die Gitarre umgespannt, gekrümmt auch er um sie, und während die eine Hand manchmal die Elektronika bedient, die zugeschaltet wird, lässt sich die andere von der Gitarre spielen und reißt die eine immer wieder mit, so einfach ist das. Man muss nur hören wollen, und nicht nur sehen.
(...) Wir lernen: wer sich angreifbar macht, wird stark. Das Kammerflimmer Kollektief macht sich stark, hatte sich schon stark gemacht, als das Kollektiv noch keines war, als es sich erst fand, und zur Band verschmolz, wurde als Band stärker. Und angreifbarer. War die Musik schon vorher schön, so wurde die Schönheit nun wuchtig, und Dietmar Dath spricht die Wahrheit, wenn er anrät die Platte laut zu hören ? sie hat dann noch mehr Tiefe.
(...) ?Wildling? ist die bislang stärkste und verletzlichste Platte dieses Trios, das ein Einziges ist, ein Solipsist, der irgendwo zwischen Jazz, Krautrock, Pop und Hölle allein vor sich hinschwebt, sein eigener Himmel. Ein irdischer Himmel, in dem wir wohnen dürfen. Wenn wir nur hören können, mit unseren Ohren und unserem Kopf.? Jörg Sundermeier
Kammerflimmer Kollektief: Johannes Frisch, Heike Aumüller, Thomas Weber
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Foto © Kammerflimmer Kollektief