Sophienstrasse 18
10178 Berlin-Mitte
Saison 24/25

matthaei & konsorten:
DIE SUMPFGEBORENE

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matthaei & konsorten:
DIE SUMPFGEBORENE
Aktionen im Stadtraum
Auf Deutsch

Alle Veranstaltungen werden fotografiert und gefilmt. Die Aktionen finden teilweise oder ganz im Freien statt. Bitte an wettergerechte Kleidung und festes Schuhwerk denken.

Im September rückt das Ensemble matthaei & konsorten mit dem ersten Teil der interdisziplinären Performance Die Sumpfgeborene zu szenischen Entdeckungsreisen an die Ränder der Stadt aus, um abseitige Orte Berlins mit barockem Material zu durchdringen. Zur Premiere, die im November in den Sophiensaelen stattfindet, eignet sich das freie Theaterensemble die Epoche dann auf der Bühne mit Haut und Haar an.

Berlin, aus Sumpf geboren und nach ihm benannt, begann im 17. Jahrhundert langsam zu dem zu werden, was es heute ist. Vor der opulenten Kulisse des aktuellen Stadtbilds beackert der Regisseur Lukas Matthaei mit seinem Team die Motive der längst vergangenen Zeit und untersucht sie auf ihre Gegenwartstauglichkeit: die Lust an Pracht und Fülle, die Bewunderung von Technik und Kulisse und das Bedürfnis nach Symmetrie und Täuschung.

Mit Musik, Text, Expertenwissen und motivischem Reichtum bringt das Ensemble die morastige Rückseite des Barock zunächst in den szenischen Exkursen ans Licht und wappnet sich so für die bevorstehende Premiere im theatralen Rahmen.

 

I. VOM STAUB DER STADT IN HEINERSDORF

September 16 | 19.00 Uhr | Heinersdorf | Auf Deutsch

Baggerballett mit Vanitas-Motiven und Close-Ups auf die Falten der Seele: In den Hallen des Baustoffrecyclings am Rande der Stadt werden Fassaden, Büros und Wohnungen zu Brocken und Staub zerschlagen, um neuen Stoff für die Innenstadtträume ewig wachsender Immobilienwerte zu gewinnen. Nachdem Leibniz die Seele als Haus ohne Fenster beschrieb, projizieren wir individuelles Kopfkino aus dem Wimmelbild der Stadt ins Halbdunkel der riesigen Halle. Drei Nüsse für Aschenbrödel überlagern sich mit Bildern der barocken Komponistin und Courtisane. In den Dunkelkammern der libertinären 00r Jahre steigen Erinnerungen an die verbrannten Haare des Vaters auf.

Informationen zur Barrierefreiheit: Es muss ein ca. 20-minütiger Fußweg zum Ort der Performance zurückgelegt werden. Die Performance dauert ca. 45 Minuten und ist mit Hockern bestuhlt.

Diese Veranstaltung ist leider bereits ausgebucht.

 

II. GOLDMACHEREI IN MITTE

September 17 | 19.00 Uhr | Mitte | Auf Deutsch

Vom postkolonialen Befreiungskampf zum Risikokapital hinterm Altar: Brandenburg besetzte im Barock seine erste Kolonie im heutigen Ghana, an der sogenannten „Goldküste“. Während versklavte Menschen von hier aus nach Amerika verschleppt wurden, ließen sich die Planer der Ausbeutung und Kriegsgewinnler prächtige Gruften des Schlossarchitekten Schlüter bauen. Drei Jahrhunderte später schickten die Befreiungskämpfer der ehemals deutschen Kolonie Namibia 400 Kinder in die DDR, um sie vor Kriegsmassakern zu schützen und zur kommende Elite des Landes auszubilden. Als das eine Land sich auflöste und das andere unabhängig wurde, fanden sich diese Jugendlichen ausgesetzt in der fremden Heimat – eine hat ihren Weg zurückgefunden.

Informationen zur Barrierefreiheit: Es muss ein ca. 10-minütiger Fußweg zum Ort der Performance zurückgelegt werden. Die Performance dauert ca. 45 Minuten.

Diese Veranstaltung ist leider bereits ausgebucht.

 

III. EINE KANTATE AUF BRUTALISMUS und BIOPOLITIKEN

September 19 | 17.00 Uhr | Lichterfelde | Draußen | Auf Deutsch

„Mein Herze schwimmt im Blut“ - Welfare Baroque meets Star Destroyer: Ein Architekturdenkmal erinnert an ein Kriegsschiff, das der Death Star aus „Star Wars“ hier geparkt hat. Das bewahrheitete sich tatsächlich für unzählige Tiere im Innern des Baus, um so das Leben der Menschen zu verlängern. Vor diesem Hintergrund untersuchen wir die emotionalen Erreger von Schuld und Reue, die uns aus barocken Kantaten befallen können. Während magische Sprüche von Berliner Alchimisten und „Jackass“-Experimente von MTV die Grenze zwischen Naturwissenschaft und Spektakeleffekten auflösen.

Informationen zur Barrierefreiheit: Es muss ein ca. 30-minütiger Fußweg zum Ort der Performance zurückgelegt werden. Die Performance dauert ca. 45 Minuten und ist mit Hockern bestuhlt.

Anmeldung unter ticketing@sophiensaele.com
Der genaue Treffpunkt wird nach der Anmeldung bekannt gegeben

 

IV. SONNENRÄDER AUF'M RIESELFELD

September 20 | 17.00 Uhr | Gatow | Draußen | Auf Deutsch

Die Sedimente der Stadt als Theatrum Ceremoniale: In diese menschengemachte Landschaft weit vor den Toren der alten Stadt hat Großberlin 100 Jahre lang Gülle und Krankheitserreger aus der Innenstadt hinausgepumpt, worauf Obst und Gemüse gepflanzt wurden. Später sind Wessis zum Sonntagsspaziergang in die Idylle gefahren, um den ungewohnt weiten Horizont zu genießen. Wir evozieren hier das Genre der höfischen Feste des Barock, die sich teils über mehrere Tage erstreckten mit ihrem schier unendlichen Ressourcenaufwand, nicht endenden Speisenfolgen und ausufernden Berichten – die mindestens ebenso wichtig waren wie die Feier selbst.

Informationen zur Barrierefreiheit: Es wird eine ca. 30-minütige Strecke zu Fuß über Kopfsteinpflaster und Feldwege zum Ort der Performance zurückgelegt. Die Performance dauert ca. 45 Minuten und ist mit Hockern bestuhlt.

Diese Veranstaltung ist leider bereits ausgebucht.

Von UND mit Bati Nehoya, André Nittel, Volker Sobottke, Anne Welenc, Frank Willens Konzept, Regie Jörg Lukas Matthaei Dramaturgie Milena Kipfmüller Musikalische Leitung, Komposition Klaus Janek MUSIK Michael Metzler, Philipp Caspari Ausstattung, Kostüm Michael Graessner Produktionsleitung, Dramaturgische Mitarbeit Sarah Stührenberg Mitarbeit Inszenierung Sofie Neu Mitarbeit Ausstattung Lotti Maurer Technik Chris Umney Dokumentation Florian Krauss Fotografie Merlin Nadj-Torma

Eine Produktion von matthaei & konsorten in Koproduktion mit SOPHIENSÆLE und mit freundlicher Unterstützung von Theater Thikwa. Gefördert von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa und dem Fonds Darstellende Künste e.V. Medienpartner: taz. die tageszeitung

Der Regisseur JÖRG LUKAS MATTHAEI ist spezialisiert auf Interventionen in urbanen Landschaften. Basierend auf dokumentarischen Forschungen zu unterschiedlichen Themenfeldern entstehen in seinen Inszenierungen dichte Themenräume, die sinnlich erfahrbar sind. Für seine Exkurse in unterschiedliche Vorstellungswelten ist Matthaei stets auf der Suche nach eigensinnigen Betrachtungs- und Lebensweisen, die in unserer geglätteten Welt zum Widerstand inspirieren und flicht diese in Form von Interviews und Kurzvorträgen in seine Arbeiten ein. Unter dem Label MATTHAEI & KONSORTEN arbeitet Jörg Lukas Matthaei mit Künstler*innen unterschiedlicher Disziplinen zusammen. Seit 2000 sind so fast 50 Arbeiten vielfältiger Ausrichtungen entstanden: Von Inszenierungen für die Bühne über Installationen und Diskursproduktionen bis hin zur Entwicklung neuer Formate für urbane Landschaften, die seit einigen Jahren einen Schwerpunkt der Arbeit ausmachen. Inszenierungen von matthaei & konsorten begegnet man an allen Orten, die auch im Leben ihrer Akteur*innen oder Besucher*innen vorkommen. Jüngere Arbeiten sind u. a. COOP3000 eine neosolidarische concerngründung (Urbane Künste Ruhr), BAILE BASSENA (Wiener Festwochen), URBAN MAGIC (Bangalore). Mit den Sophiensælen zuletzt Im Apparat der Kriege (2014 Sophiensæle + Radiofassung für den rbb u. a.) und Verschwörung der Idioten. Zwischen 2015 und 2016 präsentierten sie regelmäßig den Idiotensalon in den Sophiensælen. matthaei-und-konsorten.de

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    © Hanna Schaich
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im Stadtraum
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