Simone Dede Ayivi & Mareice Kaiser: Aftershow Talk – Sophiensæle | Freies Theater in Berlin

Simone Dede Ayivi & Mareice Kaiser: Aftershow Talk

Eine Person mit dunklem Lippenstift und geflochtenem Haar sitzt vor einer Kamera und hält Papiere in den Händen. Ihr Gesicht ist im Display der Kamera scharf zu sehen, während sie selbst im Hintergrund unscharf bleibt. Die Szene ist in warmes, gedämpftes Licht getaucht.

Welche Themen gehören in die Therapie und welche auf die Straße?
In Autsch schmeißt Simone Dede Ayivi einfach alles auf die Bühne: das Persönliche, das Politische und all das, was wir nie so richtig einordnen können. Zu oft suchen wir nach individuellen Lösungen für strukturelle Probleme – und dann gibt es Situationen, in denen es hilft, den Blick nach innen zu richten, statt sich ständig am Außen abzuarbeiten. Mehr Yoga senkt keine Miete, aber gar keine Atemübungen sind ja auch keine Lösung. Eine Frau auf einer Bühne wird das alles nicht aufdröseln können. Und ob man mit der Frage „Warum geht es mir so dreckig?“ wirklich allein ist, lässt sich ohnehin nur in Gemeinschaft herausfinden.

Deshalb lädt nach der Vorstellung ein Aftershow-Talk mit Simone Dede Ayivi und Mareice Kaiser (Ich weiß es doch auch nicht) dazu ein, die Themen weiterzudenken: Die zwei Autorinnen sprechen über ihre Arbeit, Perspektiven und Zugriffe auf die Themen des Abends: über Depressionen im Kapitalismus, Ableismus, Ungleichheit und die Auswirkungen gesellschaftlicher Krisen auf das persönliche Wohlbefinden.

Von und mit: Simone Dede Ayivi, Mareice Kaiser

Gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und gesellschaftlichen Zusammenhalt und durch den Fonds Darstellende Künste aus Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von Neustart Kultur. Die Wiederaufnahme wird gefördert durch die Wiederaufnahmeförderung der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Medienpartner: Missy MagazineSiegessäuletaz.

Simone Dede Ayivis Performances erörtern Fragen von Repräsentation, Widerstand und Community. Ihre Arbeiten sind biografisch motivierte, meist interviewbasierte Rechercheprojekte. Sie beschreitet Wege des Erinnerns und Wiederfindens – und rückt politische Kämpfe und Bewegungen, Schwarze Geschichte und Gegenwart ins Scheinwerferlicht. Durch die Verwendung von aufgezeichneten Gesprächsrunden, Interviews und politischen Redebeiträgen, versucht sie die Stimmen marginalisierter Communities zu verstärken. Mit afrofuturistischen Erzählungen schafft sie im Theater einen Raum zum Grübeln, Übersetzen und neu Erfinden. Einen Raum für Utopien.

Ayivi legt ihre Recherchemethoden und die Mittel des Theaters offen und lässt so das Publikum Teil ihres inhaltlichen und ästhetischen Suchprozesses werden. Dabei wird auch die Konstruktion von Bildern thematisiert und Sehgewohnheiten hinterfragt. Mit ihren Kompliz*innen entwickelte sie Performances in Kooperation mit den Sophiensælen, dem Pavillon Hannover, dem Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt, sowie dem Festival Theaterformen. Als Regisseurin war sie unter anderem am Schauspielhaus Graz und dem Theater Oberhausen, am Deutschen Theater Berlin tätig. 2022 erhielt Simone Dede Ayivi die Tabori-Auszeichnung des Fonds Darstellende Künste.

Mareice Kaiser arbeitet als Journalistin, Autorin und Moderatorin. Sie scrollt, schreibt und spricht zu Gerechtigkeitsthemen. Mit ihrem Essay Das Unwohlsein der modernen Mutter war sie für den Deutschen Reporter:innenpreis nominiert, ihr gleichnamiger SPIEGEL-Bestseller erschien bei Rowohlt. In der Video-Kolumne Mareice Kaiser geht ins Theater für die Berliner Schaubühne thematisierte sie Ausschlüsse am Theater – auf, hinter und vor der Bühne. Zentrale Themen ihrer Werke sind Machtverhältnisse, Mutterschaft und Maloche im Spät-Kapitalismus. Mit Josephine Apraku spricht Mareice Kaiser in ihrem gemeinsamen Podcast über das, was wir alle brauchen: Revolution und Ferien.

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Mareice Kaiser © Kerstin Müller