Sophienstrasse 18
10178 Berlin-Mitte

DIE KUNST, VIELE ZU BLEIBEN Tag 2 – Sophiensæle | Freies Theater in Berlin

Saison 24/25

DIE KUNST, VIELE ZU BLEIBEN Tag 2

ohne text
DIE KUNST, VIELE ZU BLEIBEN Tag 2
Symposium
Englisch

Zum Programm von Tag 1 hier (u.a. mit Shlomi Moto Wagner & Heinrich Horwitz, Noam Brusilovsky, Oliver Zahn, Sookee, Şeyda Kurt,  Luce deLire)

Für beide Tage gibt es kostenfreie Tagestickets, die hier erhältlich sind. Das Tagesticket ist gültig für Sophiensæle und Chamäleon Berlin. Die Zuteilung zu den einzelnen Workshops erfolgt vor Ort. Das Tagesticket berechtigt zum ermäßigten Eintritt zu den Gastspielen „The Last Supper“ (Sophiensæle) und „Bitter Fields“ (Sophiensæle). Bei Anmeldung zum Tagesprogramm wird ein Rabattcode für die Tickets der Abendvorstellungen generiert.

Der Fonds Darstellende Künste realisiert mit DIE KUNST, VIELE ZU BLEIBEN gemeinsam mit Partner*innen aus dem Bereich der Freien Darstellenden Künste Foren an neun Stationen bundesweit – mit Performance, Aktion und Debatte in vielfältigen Zusammenkünften für Kunst, Freiheit und Demokratie. Ziel ist es sich im vielstimmigen Austausch der wohl drängendsten Aufgabe der Gegenwart zu stellen: Der Kunst, Viele zu bleiben.

Die zwei Tage in den Sophiensælen und dem Chamäleon Theater widmen sich unterschiedlichen Formen des Widerstands gegen Rechts, Hass und Diskriminierung. Am 22.06. zentriert das Forum Perspektiven auf internationale wiederständige Praxen, u.a. mit Blick auf die Türkei (Zeyno Pekünlü, Göksu Kunak), Ungarn (András Dömötör) und Polen (Jan Sowa). An beiden Abenden finden in den Sophiensælen mit The Last Supper von MEXA aus São Paulo und Bitter Fields von les dramaturx aus Bitterfeld außerdem zwei Gastspiele statt, die unterschiedliche Formen der Solidarität auch ästhetisch erlebbar machen.

Überblick 22.06.

10:30–11:30 Künstlerischer Impuls & Keynote mit Q&A
Mit u.a. András Dömötör, Ana Teixeira Pinto, Aram Tafreshian, Zeyno Pekünlü

11:45–13:15 Arbeitsphase I: Workshops & Diskursformate
Mit u.a. Mihály Csernai, András Dömötör, Bernát Gloviczki, Zsófia Tóth, Zeyno Pekünlü, Vicki Dela Amedume (UPSWING)

14:30–15:45 Politische Macht als Commons – Die Wiederentdeckung der polnischen „Solidarität“ (Solidarność)
mit Jan Sowa

16:00 – 17:30 Arbeitsphase II: Workshops & Diskursformate
mit Göksu Kunak, Joana Tischkau & Elisabeth Hampe & Frieder Blume, Vicki Dela Amedume (UPSWING)

ab 19:00 Performances Bitter Fields von les dramaturx und The Last Supper von MEXA

 

10:30–11:30, Festsaal (Sophiensæle)
Künstlerischer Impuls & Keynote mit Q&A
Moderation: Ana Teixeira Pinto

„DAZWISCHEN (Wenn die Mehrheit sich wohlfühlt, kannst du dann von Diktatur sprechen?)“
Monolog von András Dömötör, gespielt von Aram Tafreshian

Genau zehn Jahre nach der Uraufführung des Monologs „Notizen zu Hurenkinder Schusterjungen“ (Text: Sasha Marianna Salzmann) am Maxim Gorki Theater stehen der ungarische Regisseur András Dömötor und der Schauspieler Aram Tafreshian mit demselben Text vor noch radikaleren Fragen. War ihre Figur damals naiv, als sie 3 Jahre nach der Ministerpräsidenten-Wahl Viktor Orbáns sagte, dass Diktaturen in der EU unmöglich wären? Oder ist es denkbar, dass die ersten Eindrücke eines wachsenden populistischen Regimes aus dem Jahr 2014 den politischen Veränderungen ähneln, die gerade erst in Deutschland stattfinden? Sind wir mit unserer Naivität nicht wieder zu spät dran, um den Rechtsextremismus in Europa zu stoppen?

Sprache: Deutsch mit englischen Übertiteln


„Battered but not yet completely silenced“
Keynote von Zeyno Pekünlü

Die politische Szene in der Türkei war in den letzten zehn Jahren äußerst unberechenbar und instabil. Da es an staatlicher Unterstützung für die Kunst mangelt, werden fast alle großen Kunstinstitutionen von wohlhabenden Unternehmerdynastien gegründet und geleitet, was die Etablierung einer zeitgenössischen Kunstproduktion ermöglicht, die scheinbar unabhängig von der ideologischen und materiellen Vorherrschaft des Staates ist. Das Verhältnis zwischen dem Staat, den Institutionen und den Kulturschaffenden ist aufgrund dieser Struktur einzigartig angespannt. Der Vortrag wird sich auf Reibungsflächen und Konflikte zwischen diesen verschiedenen Akteur*innen im letzten Jahrzehnt konzentrieren und die komplexen Allianzen und verschiedenen Strategien zur Gegenwehr beschreiben.

Sprache: Englisch

Working phase I: Workshops & discourse formats

11:45–13:15, Festsaal (Sophiensæle)
Wissen: „FREESZFE movement“
Szenische Lesung von Zsófia Tóth und Bernát GloviczkiGespräch mit Mihály Csernai und András Dömötör, Text: András Dömötör, Dóra Molnár

Zwei Schauspiel-Student*innen präsentieren mit Videos und Fotos visualisierte Fragmente aus ihren Tagebüchern, Chroniken der Besetzung der Budapester Theaterakademie im Jahr 2020. Der Akademie drohte der Entzug ihrer Autonomie durch die ungarische Regierung. Anschließend Gespräch mit dem Anführer und Hauptorganisator der Besetzung, Mihály Csernai.Eine Kooperation mit dem Katona Theatre Budapest

Sprache: Englisch


11:45–13:15, Kantine (Sophiensæle)
Allianzen: „Battered but not yet completely silenced“
Working Session von Zeyno Pekünlü

Die Working Session zielt darauf ab, die vielschichtigen Strukturen lokaler und globaler Ereignisse sowie politischer Kämpfe zu diskutieren. Unsichtbaren Verbindungen zwischen nicht miteinander verbundenen Kollektiven und Organisationen sollen sichtbar werden und eine miteinander geteilte Umgebung erzeugen, in der sie sich weiterentwickeln können. Die Session ist ein Vorschlag, den Zyklus von Allianzen und Momenten der Solidarität innerhalb ihrer jeweils spezifischen Geschichte(n) zu verstehen. Dabei sollen sie nicht melancholisch erinnert werden, sondern ihre emanzipatorischen Potenziale neu überdacht.

Sprache: Englisch


11:45–13:15, Chamäleon Theater
Wissen: „Principles and practice“ (Teil 1)
Working Session von Vicki Dela Amedume (UPSWING)

Im Frühjahr 2021 wurde in UK ein Toolkit entwickelt, um die grundlegenden Erwartungen von Unternehmen, Spielstätten und Künstler*innen an eine Tourneeproduktion zu ermitteln. Drei Jahre später stellt sich die Frage, wie Produktion und Touring für globale, mehrheitlich geführte Unternehmen aussehen und sich anfühlen. Wie können die Grundsätze der Rassismusbekämpfung in einem realen Kontext angewandt werden, in dem die Ressourcen oft begrenzt sind, und wie überleben Grundsätze diesen Prozess?

Sprache: Englisch

 

14:30–15:45, Festsaal (Sophiensæle)
Politische Macht als Commons – Die Wiederentdeckung der polnischen „Solidarität“ (Solidarność)
Impulsvortrag von Jan Sowa

Die Entstehung der "Solidarität" (Solidarność) in Polen in den frühen 1980er Jahren - einer riesigen Gewerkschaft mit 10 Millionen Mitgliedern - erschütterte die Grundfesten des Sowjetblocks. Die „Solidarität“ wollte jedoch mehr als nur eine einfache Umwandlung des postbolschewistischen Regimes in parlamentarische Demokratien. Sie strebte nach etwas, das auch heute noch als radikales politisches Programm erscheint: die Idee des „Commoning“ - der Kampf der Menschen, um die grundlegenden Ressourcen und Mechanismen des gesellschaftlichen Lebens unter ihre direkte demokratische Kontrolle zu stellen - und die Schaffung eines echten „Gemeinwesens“.
Der Vortrag wird sich mit der Wiederentdeckung des radikalen Erbes der „Solidarität“ befassen und es in den zeitgenössischen konzeptionellen Begriffen der „Commons“ neu formulieren.

Sprache: Englisch

Arbeitsphase II: Workshops & Diskursformate

16:00 – 17:30, Hochzeitssaal (Sophiensæle)
Praxis: „AJAIB - A Working Session about Camouflage and Self-censorship“
Working Session mit Göksu Kunak

Ajaib ist eine Arbeitssitzung, die sich mit den Begriffen Tarnung und Selbstzensur befasst. Das Konzept der Taqiyya im Islam steht im Mittelpunkt einer tieferen Erkundung der Tarnung: eine Art Hyper-Tarnung im Sinne einer Verschmelzung mit einer Figur und von Tarnung als Schutz.

Sprache: Englisch



16:00 – 17:30, Kantine (Sophiensæle)
Praxis: „Colonastics“ - Trainingslecture
Trainingslecture mit Joana Tischkau (Performance), Elisabeth Hampe (Performance), Frieder Blume (Sound)

Colonastics wurde 2020 von Joana Tischkau und Elisabeth Hampe als performatives Fitness-Workout entwickelt, das sich mit der sozialen Konstruktion des Weißseins beschäftigt. Es erschien als Video-Format und als mehrtägiges installatives Performance-Projekt. Als Blaupause der weißen männlichen Verkörperung, beleuchtet es die kolonialen und neokolonialen Praktiken der Fitnessindustrie, die unsere Körper und somit auch unsere Ideologien produziert und formt. In dieser Trainingslecture teilt Joana Tischkau ihren Rechercheprozess und gibt den Mitmachenden ein Best-off in die verschiedenen Workout-Techniken.

Bequeme Kleidung wird empfohlen.


16:00 – 17:30, Chamäleon Theater
Wissen: „Principles and practice“ (Teil 2)
Working Session von Vicki Dela Amedume (UPSWING)

Fortsetzung der Arbeitsphase vom Vormittag

Sprache: Englisch

Performances

19:00, Hochzeitssaal (Sophiensæle)
„Bitter Fields“
Performance von les dramaturx

Bitter Fields ist eine aktivistische Recherche-Revue aus ¾ weißen Flecken, ⅝ dramatischen Gedankengängen und 100 % Erkenntnisblitz. Das Performance-Kollektiv les dramaturx fragt sich, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Erstarken der politischen Rechten und dem Klimawandel gibt, und sie kommen zu der bitteren Erkenntnis, dass sie selbst viel stärker verstrickt sind, als ihnen lieb ist.

Weitere Informationen und Tickets

 

20:30, Festsaal (Sophiensæle)
„The Last Supper“
Performance von MEXA

In Anlehnung an das letzte Abendmahl lädt das brasilianische Kollektiv MEXA zu einer Bankett-Performance über Abschiede. Zwischen Gerichten und Geschichten verflechten sich die Leben der Performer*innen mit religiösen Motiven. Ein festlicher und nachdenklicher Abend über die Verpflichtung, die Geschichten derer zu erzählen, die sie nicht erzählen können – und ein explosiver Moment der Vereinigung, der das Gelübde der Solidarität erneuert.

Weitere Informationen und Tickets

Sophiensæle, Chamäleon Theater